LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability/Lebensstil auf Basis von Gesundheit und Nachhaltigkeit) ist ein junges Phänomen, das aus den USA zu uns kommt.
Wikipedia sagt zu LOHAS folgendes: „Der Begriff LOHAS ist umstritten, da manchen Kritikern die Verknüpfung von bewusstem, oft hochwertigem Konsum mit Nachhaltigkeit zweifelhaft erscheint. Einige Vertreter der traditionellen Umweltbewegung sehen darin den Versuch, dem Konsumismus (übersteigertes Konsumverhalten, Anm. d.S.) ein neues, zeitgeisttypisches Image zu geben. Andere dagegen loben die neue Macht von „Moralisten“. Er sieht einen gut vernetzten, globalen Trend, der durch bewussten Konsum und Verzicht Druck auf die Industrie ausüben könne.“
Wir – die „Macher von ZweitSinn“ sehen das sehr differenziert. Einerseits schauen wir argwöhnisch auf die einseitige Ausrichtung des amerikanischen LOHAS auf die obere Mittelschicht und die Oberschicht – also finanzkräftige Konsumenten – , andererseits begrüßen wir jede Idee, die nachhaltige und wertige Produkte, in Zeiten des Fastfood und Geiz ist Geil-Denkens, bevorzugt. Die Mütter der Nachhaltigkeit hatten drei Säulen für das Nachhaltigkeitsgebäude vorgesehen: Ökonomie und Ökologie (sicher von der LOHAS-Idee berücksichtigt), aber eben auch die soziale Säule. Letztere will eine zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft erreichen, die ein faires Miteinander aller ihrer Mitglieder ermöglicht.
Unser Ziel ist es, dass bei uns sowohl Menschen einkaufen, die es sich leisten können, den Einkauf als Event – als Erlebnis – zu betrachten und das „der Lust wegen“ tun, als auch solche, die schlicht bei uns einkaufen müssen, weil sie sonst nichts Entsprechendes (hier im Sinne der Bezahlbarkeit) am Markt finden. Das heißt, dass uns Menschen aus besseren Einkommensschichten (z.B. LOHAS-Anhänger) ebenso am Herzen liegen, wie Hartz IV-Empfänger. Man rechnet allgemein mit einem „LOHAS-Potenzial“ von 12,5 Mio. Menschen. Uns liegt viel an 7,4 Mio. Hartz IV-Empfänger, an 3 Mio. Arbeitslosen, an 6 Mio. Mini- und Midi-Jobbern und z.B. an der Mehrheit der 20 Mio. Rentner, die eine Durchschnittsrente von 1.170 Euro haben. Hier geht es nicht darum, ärmere mit gut betuchten aufzurechnen, sondern um die Frage, wie es gelingen kann, Menschen mit wenig Geld, aber hohem Umweltbewußtsein die Chance zu bieten, nachhaltige Designermöbel zu kaufen?
Das ZweitSinn-Netzwerk versucht das durch gezielte Quersubvention. Wir brauchen kapitalstarke Kunden, damit wir mit deren Geld gute Möbel für weniger Betuchte anbieten können. Es versteht sich von selbst, dass wir keine Dividende zahlen oder Gewinne abschöpfen. Wir wissen, dass das eine gewagte Vision ist, denn die Tradition geht eben eher dahin, unternehmensinterne Quersubventionen zu minimieren und in solchen Fällen die Gewinnbringer zu pflegen und subventionierte Produkte rauszuschmeißen. Fair Trade kommt unseren Zielen und Gedanken am nächsten, weil die Kundin dort freiwillig bereit ist, mehr für das Produkt zu bezahlen.
Unsere Partner und wir arbeiten teilweise seit Jahren „am Markt“ – und es funktioniert. Unser Möbel-Portfolio (wir haben kein Wertpapier-Portfolio, aber das Wort ist so schön, da bot sich an, es nur des Genusses wegen zu übernehmen!) ist so gestrickt, dass jeder was finden kann. Wir haben das Glück, dass einige Kundengruppen uns gefunden haben, ohne dass wir sie umwerben mussten. In Berlin entwickelt sich derzeit ein Trend hin zu „Trash-Möbeln“, der von jungen Menschen aufgenommen wird. Man kann ruhig sehen – nein man soll sehen – dass die Möbel aus gebrauchten Materialien gemacht sind. Der Trick: die Möbel müssen qualitativ gut (wertig) sein, sie müssen vom Designer kommen und sie sollen (in ganz bescheidenem Umfang) die gesellschaftliche Fortentwicklung stützen. Bei uns stellen Langzeitarbeitslose, benachteiligte Jugendliche, Menschen mit Behinderung gemeinsam mit Tischlern, Polsterern etc. die Möbel her. Wir qualifizieren, reintegrieren und kooperieren mit dem Handwerk.
Natürlich erhalten wir dafür auch Zuschüsse, was uns immer wieder als „marktverfälschend“ vorgehalten wird. Warum? Ist es nicht so, dass die Gesellschaft – also wir alle – die Reintegration benachteiligter Menschen wünscht? Wenn das gelingen soll, dann müssen diese Menschen gefragte, hochwertige, nachhaltige Produkte herstellen, für die wir Interessenten finden. Wir nennen das „erfahrene Wertschätzung“. Kommen Sie mal vorbei in einem unserer Kaufhäuser, vielleicht haben Sie das Glück dort ein Möbelstück zu finden, das als Prototyp von einem unserer Kollegen hergestellt wurde und der jetzt erfährt, dass es einen Interessenten – nämlich Sie – gibt, der sich für „sein“ Produkt interessiert. Schauen Sie in seine Augen, wenn Sie sich zum Kauf entschlossen haben und Sie werden wissen, wie es ist, wenn nach oft jahrelanger Ablehnungsodyssee die Botschaft rüber kommt: „Das hast du gut gemacht“.
Übrigends – dieses „Blitzen“ in den Augen der Menschen, die mit uns arbeiten und für die die Bürokratie die Bezeichnung „Maßnahmen“ reserviert hat, ist unser Event. Ich verspreche Ihnen, „der Kick“ hält länger an, als der z.B. von uns ebenfalls gerne gepflegte Test wertiger Weine, ökologisch, guter Lebensmittel und weiterer schöner Dinge …
Nein – LOHAS ist uns zu wenig. Wir unterstützen das auch, aber noch viel, viel mehr!